Fischlaker Nacht am Freitag, den 13.10.2017
Kenner und Freunde schätzen die Fischlaker Nacht seit ihrem Beginn. Mit gutem Grund, denn diesjährige Veranstaltung mit dem Motto „ selbst(-)bewusst aufbrechen“ erwies sich wieder mal als inspirierendes und intensives Erlebnis. Es begann mit einer tollen Lichtinstallation von Christian Paeger zu ruhiger Musik. Eine kurze Einführung erinnerte daran, dass die Motivation zu Aufbrüchen oftmals aus einer Unzufriedenheit oder auch Enttäuschung entspringt. Zuweilen wird dieses Gefühl so gewaltig, dass die Wut alles beherrscht und in Gewalt mündet. Dazu passte eindrucksvoll das Anspiel der Firmlinge aus dem Stück „ Bäng bäng- du bist tot“. Darin greift ein von allen ausgegrenzter und vielfach gequälter zur Waffe und erschießt seine Peiniger. Diese erscheinen ihm in der Gefängniszelle und fordern eine Rechtfertigung. Aber auch sie müssen erkennen, dass die vermeintlich klare Grenze zwischen Täter und Opfer sich verwischt und dass sie Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen haben. Die einzig mögliche (Auf)Lösung der zerstörerischen Kraft der Wut liegt in der Versöhnung.
Man konnte die Betroffenheit vieler förmlich mit Händen greifen. Deshalb machte eine Zäsur jetzt Sinn, denn nun ging es in die Workshops:
• Es gab eine Gruppe, die gemeinsam ein Lied eingeübt hat – aus vielen Stimmen wird ein Lied
• In einer anderen wurden Strategiespiele gespielt – der Austausch über Ideen und Vorgehensweisen führt ans Ziel
• In wieder einer anderen Gruppe wurde ein kurzer Film angeschaut und anschließend darüber diskutiert – Chancen erkennen und ergreifen!
• Und es gab eine Gruppe, die Wünsche für den Aufbruch formulierte und kreativ verpackte.
Nach einer kurzen Pause begann es ganz ruhig mit Musik, bei der ein jeder zuhören und alle Eindrücke sacken lassen konnte. Das Evangelium „Talitakum- steh auf und geh“ passte genau zum Thema. Ebenso wie das Stück von Peter & Friends, das krebskranke Musiker zusammen produziert hatten. Am Ende wurde es dann noch einmal sehr intensiv: Als Norbert Rademacher eine Geschichte erzählte, in der er sich bei Jesus beklagt, dass seine Kirche tot sei. Er berichtet, dass unsere Kirche aufgegeben werden soll und dass er das für das Ende hält. In diesem Moment hätte man das Fallen einer Stecknadel als laute Störung empfunden. Jesus- so Norbert Rademacher- habe ihm Zuversicht geschenkt, indem er ihm versichert habe, das müsse und werde keineswegs das Ende sein: Ob eine Gemeinschaft lebendig und vielfältig sei, das hinge nicht von den Mauern ab, in denen sie sich trifft. Alles ist im Wandel und nichts bleibt für immer gleich… das ist eben die Herausforderung, die das Leben an uns stellt. Wenn sich Menschen in Jesu Namen begegnen und gemeinsame Ziele verfolgen, dann dürfen wir sicher sein, dass Jesus in unserer Mitte ist. Und gerade jetzt, gerade hier müssen wir auch gemeinsam aufbrechen- das bedeutet, dass wir traurig sein dürfen, weil wir liebgewonnenes aufgeben und loslassen müssen. Es gilt aber auch, dass wir- wie bei einer Reise, bei der man auch nicht jede einzelne Etappe sehen oder vorausahnen kann, welchen Menschen man begegnet- die Vielzahl an Chancen und Möglichkeiten noch gar nicht absehen können. Die müssen wir gemeinsam ergreifen, nutzen und gestalten.
Auf Wunsch der Firmlinge sangen am Ende alle zusammen Amen Amen und umrundeten gemeinsam den Altar.
Die Fischlaker Nacht ist ein echter Glücksfall, da sie doch zu einem so intensiven spirituellen Erlebnis wird: Durch die Lieder, die Akzente zum jeweiligen Thema setzten, durch den Familienchor, der uns mit seiner Musik mitriss und der uns immer wieder so sehr berührt und durch die ruhigen Phasen, in denen jeder sich besinnen und seinen Gedanken nachhängen konnte und durch die vielfältigen gemeinsamen Aktionen.
Die Fischlaker Nacht hat nicht nur unsere Köpfe gefüllt, sondern auch unsere Herzen. Danke dafür!