Maria - die Mutter Christi
Unsere Marienfigur ist eine Nachbildung aus dem Prämonstratenserkloster Steingaden, eine typische Barockfigur. Anmutig, ohne Leidenszüge schaut Maria uns an. Das verspielte, prachtvolle mit Gold durchwirkte Gewand nimmt die Schlichtheit der einfachen Frau von ihr. Die Geste ihrer Hand ist stilisiert, nicht natürlich. Sie präsentiert ihren Sohn eher als dass sie ihn hält. Er spielt mit den Fingern der Mutter. Die Frömmigkeit dieser Zeit drückt nicht mehr die Sehnsucht nach dem Himmel aus, der Himmel selbst wird dargestellt. Weil das mit menschlichen Mitteln ja eigentlich nicht möglich ist, enthebt die Kunst ihre Figuren der Realitätsabbildung. … Die Grundspannung unseres Glaubens - unsere Erlösung ist schon vollzogen, aber wir warten noch auf die Vollendung - kommt im Barock aus der Sicht der Vollendeten in den Blick. So schaut Maria eben aus dem Himmel zu uns herab, sie geht nicht solidarisch an der Seite der Menschen, wie unser Christus das tut, sie hat den himmlischen Blickwinkel: Freu dich, das Leid ist all dahin.
Die Gestaltung unserer Marienwand unterstreicht behutsam diese Aussagen. Sie nimmt sich zurück, Maria steht im Mittelpunkt, tritt lebendig und stärk in Erscheinung. Die große, den Raum abgrenzende Stahlplatte beruhigt den Hintergrund. Stahl kann sehr massiv wirken; die Röhre als Ort für die Blumen, bricht die Fläche auf. Jede gewalzte Stahlplatte sieht in ihrer Oberfläche etwas anders aus. Herr Stratmann hat in das Wachs, welches die Verrostung verhindert, rote Farbpigmente gemischt. Dadurch entsteht das Spiel zwischen Glanz und Mattheit, Rotschimmer und dunkler Fläche. Jedes Licht an der Wand verstärkt dieses Spiel. Jede kleine Flamme hat einen lebendigen Widerhall. Das rote Licht ist bewusst geblieben, ist doch jedes kleine Opferlicht ein Ewiges Licht. Unsere Zeit hat das Bild als Ausdruck für den Himmel verloren, aber das Symbol ist geblieben: Es ist das rote Licht, welches am Allerheiligsten und auf den Gräbern brennt. Besonders intensiv wird der Lichtschein, als Abglanz des Himmels in den stark gebrannten und mit Blattgold belegten Haltern. Wie sieht der Himmel aus? Jede figürliche Darstellung wäre für uns nicht mehr überzeugend; wir sind dazu zurückgekehrt den Himmel als Geheimnis stehen zu lassen, und ein wenig geheimnisvoll wirkt unsere Lichterwand. Das Gebet aber bleibt das unsrige: